Smart City Real
Smart City-Konzepte werden Wirklichkeit
Smart City ist oft vor allem Zukunftsmusik. Nicht so in Bürstadt. Dort setzt man auf eine innovative Smart City-Charta.
Die Kleinstadt in Südhessen verfügt bereits über eine kleine Smart City Chronik. Ein Nachmittag mit Bürgermeisterin Bärbel Schader.
15:00 Uhr: Die Tür im ersten Obergeschoss der Stadtverwaltung öffnet sich. Bärbel Schader verabschiedet ihre Gäste. In den vergangenen 90 Minuten hat die Bürgermeisterin von Bürstadt mit Fachplanern besprochen, wie das historische Rathaus illuminiert werden soll. Die neue Beleuchtung ist eine Maßnahme, um die Aufenthaltsqualität rund um das 1608 erbaute Haus und den zugehörigen Platz zu steigern.
Ebenfalls soll die sich anschließende Nibelungenstraße, eine der wichtigsten Durchfahrtsstraßen der 15.000-Einwohner-Stadt an der Bergstraße, modernisiert werden. „Wir möchten im Zuge dieser Maßnahme auch Sensoren verbauen, die zum Beispiel die CO2-Belastung messen, den Füllstand der Mülleimer melden oder Lärmdaten liefern. Es geht um Services für den Bürger, die den Lebenswert der Stadt steigern. Es geht um ganzheitliche Stadtentwicklung, für mehr Lebensqualität im Quartier, mithilfe von intelligenten Leuchten“, so Schader. „Und mit den smarten Laternen haben wir noch mehr vor. Zum Beispiel Bürgern und Touristen Informationen geben, welche Veranstaltungen in der Stadt gerade laufen oder welche Angebote die Geschäfte auf der Nibelungenstraße aktuell haben.“
Es ist 15:03 Uhr und die 58-jährige Bürgermeisterin hat in drei Minuten schon mehr Konkretes über Smart City-Konzepte berichtet, als man das gemeinhin gewohnt ist. Oft geht es um Möglichkeiten, um Ideen, um Pläne. In Bürstadt hingegen ist ein Smart City-System real. „Im November 2020 wollen wir mit dem ersten Abschnitt fertig sein“, so Schader. Und man kann davon ausgehen, dass diese Planung aufgehen wird. Denn für Bürstadt ist das Maßnahmenpaket am historischen Rathaus und der Nibelungenstraße nicht der erste Baustein im Smart City-System. Schon im Jahr 2018 wurde die Beleuchtung rund um den Bahnhof modernisiert. Die 44 Laternen liefern seitdem nicht nur Licht, sondern melden auch freie Parkplätze und fungieren als WLAN-Hotspots. Weitere Funktionen sind möglich, zum Beispiel ein Notknopf, mit dem man im Fall der Fälle Hilfe rufen kann.
Es geht um Services, die den Lebenswert der Stadt steigern.
Immer wieder sind es Leuchten, die ihren Beitrag leisten, dass die Stadt Stück für Stück ihre digitale Infrastruktur erweitert und smart wird. Und hier kommt die SRM StraßenBeleuchtung Rhein-Main GmbH ins Spiel. Die 100-prozentige Tochter der Mainova AG hat seit 2013 die Verantwortung für die Straßenbeleuchtung in Bürstadt und dem benachbarten Lampertheim. „Ich erinnere mich noch sehr genau an mein erstes Gespräch mit Geschäftsführer Thomas Erfert“, so Schader. „Er sagte damals zu mir: Wir möchten gerne mehr sein als nur derjenige, der eine defekte Leuchte austauscht.“ So entstand eine Partnerschaft, wie sie Bärbel Schader Spaß macht.
Mit Lust an Innovationen, Mut und Experimentierfreude – und stets im Sinne der Menschen, die hier wohnen und arbeiten. Oder wie es die gebürtige Bürstädterin formuliert: „Damit die Menschen hier glücklich sind. Damit die Bürstädter Bürgerinnen und Bürger die Daten noch besser nutzen können, programmiert das Team Datengetriebene und urbane Geschäftsmodelle der Mainova AG aktuell eine Bürstadt-App.“
Und das ist nicht alles. Wir kommen am alten Robert-Kölsch-Stadion vorbei, ehemalige Heimat des VfR Bürstadt, 1975 deutscher Fußballamateurmeister und in den 1970er- und 1980er-Jahren immer mal wieder in der 2. Fußballbundesliga. Die Tribüne ist abgetragen. Das Stadionschild ist vergilbt und nur noch für Fußball-Romantiker und Stadion-Chronisten interessant. Dahinter befindet sich ein Konglomerat aus weiteren Sportanlagen.
Ein großes Banner weist auf die Zukunft des Areals hin: Bildungs- und Sportcampus Bürstadt. Die rund 68.000 Quadratmeter große Fläche wird komplett neu geplant, unter anderem mit Erlebnisbad, Boulder-Parcours, Trailstrecke, Bogenschießanlage und, natürlich, intelligenten Leuchten. „Wir möchten gerne eine Laufstrecke für Jogger quer über den Campus anlegen. Die Laternen können zum Beispiel die Zeit messen und dann besonders hell leuchten, wenn ein Läufer vorbeikommt“, gibt die Bürgermeisterin einen Einblick in die Planungen. Spatenstich für das 17-Mio.-Euro-Projekt soll im Dezember 2020 sein.
Auf Bärbel Schader, die Macherin mit großem Mut für Entscheidungen zu modernen Technologien, wartet der nächste Termin. Am Abend tagt der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss. „Das nächste Mal nehmen wir das Elektroauto“, so die Bürgermeisterin im Gehen. Fast hätte sie vergessen, diesen weiteren Baustein zu erwähnen.
Seit Mai können die Bürger Erfahrungen mit Elektromobilität sammeln – mit dem eCarsharing der Mainova. Ein Renault Zoe sorgt tagsüber dafür, dass die Mitarbeiter der Verwaltung umweltfreundlich ihre Termine in der Stadt wahrnehmen können.
Nach Feierabend steht das Fahrzeug dann den Bürgern zur Verfügung. Die Buchung erfolgt komfortabel per App. Was in anderen Städten als alleiniger Meilenstein für eine Smart City gelten würde, ist in Bürstadt beinahe eine Randnotiz.
Von außen nahezu unsichtbar.
CO2-Werte, Mülleimer-Füllstand, Lärmdaten, freie Parkplätze, WLAN-Hotspots, Lauftracking – ganz schön viele Jobs für eine Leuchte …
… ja, die Straßenleuchte wandelt sich. Sie wird von der Lichtquelle zum intelligenten System, das hohen Nutzen auf dem Weg zur Smart City stiften kann. Was ich schön finde ist, dass man die zusätzlichen technischen Komponenten von außen nahezu unsichtbar integrieren kann. Zudem haben Straßenlaternen einen ganz simplen Vorteil: Sie gehören bereits zum Stadtbild. Man muss sie „nur“ aufrüsten, miteinander vernetzen, ihre Nutzung neu denken. Das ist ein gangbarer Weg – neben anderen..
Worauf spielen Sie an?
In Frankfurt rollt die Mainova AG zurzeit ein LoRaWAN-Netzwerk aus. Eine Funk-Technologie, die Daten von Sensoren über große Reichweiten übertragen kann. Dabei montiert Mainova die Antennen auf ihre vorhandenen Gebäude im gesamten Stadtbild, wie Heizkraftwerke, Lagerhallen oder Umspannwerke. Der Gedanke ist ähnlich: vorhandene Infrastrukturen nutzen.
Zurück zu den Leuchten. Wie arbeiten Sie beim Projekt in Bürstadt?
Frau Schader hat ja die Relevanz von Partnerschaften betont. Das gilt auch für die Umsetzung der Smart City Bürstadt. Hier haben wir sowohl mit den Herstellern, zum einen der Leuchten, zum anderen der smarten Breitband-IoT-Lösungen (Internet of Things), als auch mit dem Kompetenzcenter Innovationen der Thüga konstruktiv zusammengearbeitet. Wenn alle an einem Strang ziehen, wird die Idee der Smart City schnell real.
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