Senckenberg Naturmuseum Ausstellung „Flüsse“
Wie sieht ein Wassertropfen von innen aus?
Was haben Flüsse mit unserem Trinkwasser zu tun? Und wie beeinflussen die großen Ströme das Leben der Menschen? Die von Mainova unterstützte multimediale Ausstellung „Flüsse“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt zeigt die Vielfalt und die Zusammenhänge des weltweiten Wasserkreislaufs.
Plötzlich steht man mitten in einem Wassertropfen. Keinem Tropfen aus der Leitung, das wäre zu langweilig, weil das Trinkwasser zu sauber ist. Sondern in einem Tropfen aus einer Blumenvase oder aus einem Teich. Was hier alles los ist! Dass sich Bakterien tummeln, war zu erwarten. Dazu gesellen sich eine Reihe von kleinsten Tierchen mit interessanten Namen.
Da sind die Räder- und die Augentierchen sowie, sehr auffällig, die Sonnentierchen, die unter dem Mikroskop tatsächlich wie strahlende Himmelskörper wirken. Das Besondere an diesen Kleinstlebewesen: Bekommen die Sonnentierchen Hunger, können sie sich zu Fressgemeinschaften zusammenfinden.
Was dann geschieht, sieht man als Besucher des begehbaren Wassertropfens, über dessen Projektionswand das Geschehen stark vergrößert gezeigt wird. Die Bewegungen der Tierchen wirken so ästhetisch, wie ein träges Wasserballett.
„Dabei erfüllen diese Kleinstlebewesen auch eine wichtige ökologische Funktion“, sagt Stefanie Klein, Kuratorin im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt, „wir zeigen mit dem Exponat die Selbstreinigungskraft des Wassers." Nur wenige Minuten später sind die Sonnentierchen satt. Und der Kreis des Lebens im Wassertropfen beginnt von vorn.
Flüsse Ausstellung im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
Flüsse als Lebensadern des Wasserkreislaufs
Das begehbare Exponat ist einer der Hingucker der Ausstellung „Flüsse“, die das Naturmuseum in Kooperation mit Mainova konzipiert hat. Studierende des Studiengangs Intermedia Design der Hochschule Trier haben das Exponat mithilfe modernster visueller Technik entwickelt. „Ohne Mainova als Sponsoren an unserer Seite hätten wir dieses aufwendige Projekt nicht realisieren können“, sagt Stefanie Klein.
Die Reise beginnt im Vogelsberg, wo die Nidda entspringt, südwestlich in Richtung Frankfurt fließt und dort schließlich in den Main mündet.
Die erste Station zeigt die Bedeutung der Nidda für den regionalen Wasserkreislauf in der Region. Was dieses Ökosystem so interessant macht, ist das ausgeklügelte Zusammenspiel aus Erde, Luft und Wasser.
Beeindruckende Zahlen
Simulation mit Touchscreen und echten Daten
Das Konzept der Ausstellung: Schon auf den ersten Blick bieten die abwechslungsreich bestückten Wände viele Informationen. Wer möchte, kann darüber hinaus viele Schubladen öffnen oder Schaubilder drehen, um sich noch intensiver mit den Themen zu beschäftigen.
Das gilt insbesondere für die Station zum regionalen Wasserkreislauf im Rhein-Main-Gebiet. Mithilfe eines Touchscreens können die Besucher verschiedene Parameter verändern – und direkt sehen, wie sich dadurch der Wasserhaushalt verändert. Das Multimedia-Exponat bietet eine Reihe von Möglichkeiten der Einflussnahme: Der Benutzer kann Flächen versiegeln, Wälder aufforsten, die Fläche im Rhein-Main-Gebiet vergrößern.
Auch das Wetter ist einstellbar, vom Starkregen bis zur langen Trockenheit ist alles dabei. Die Software arbeitet mit Echtdaten des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie, eine so lebenswirkliche Simulation in einem Museum ist eine absolute Neuheit.
„Es ist ungemein spannend, immer wieder neue Konstellationen auszuprobieren“, sagt die Kuratorin Stefanie Klein, „man kann an dieser Station problemlos viele erkenntnisreiche Minuten verbringen.“
Von der Nidda bis zum Ganges
Begibt man sich auf die Rückseite der Ausstellung, gelangt man über die Nidda und den Main bis in den Rhein – und es beginnt eine Reise zu den bedeutendsten Strömen der Erde.
Exemplarisch an Rhein, Nil, Ganges und Amazonas zeigen die Stationen, wie stark diese Ströme die Artenvielfalt, Kultur, Landschaft und Wirtschaft der Länder prägen, durch die sie fließen. Dabei wird unverkennbar: Viele der Flüsse haben ein Problem. Ob Verschmutzung, Vermüllung oder Trockenheit als Folge des Klimawandels – leiden die Flüsse, dann leiden auch die Menschen, die von ihnen abhängig sind.
„Wichtig ist uns jedoch, dass wir den Besuchern das Gefühl geben, selbst etwas zum Schutz der Flüsse tun zu können“, sagt Kuratorin Stefanie Klein. Eine Station informiert zum Beispiel über „virtuelles Wasser“, das benötigt wird, um ein Kilo Kartoffeln zu produzieren: Stammen die Kartoffeln von einem deutschen Acker, sind es 119 Liter. Kommen sie aus Ägypten, werden 418 Liter benötigt. Ein Ziel der Ausstellung ist es, die Besucher für diese globalen Zusammenhänge und einen verantwortlichen Umgang mit der natürlichen Ressource Trinkwasser zu sensibilisieren.
Geschehen soll dies zunächst im Frankfurter Senckenberg Naturmuseum, wo die Ausstellung „Flüsse“ zum Weltwassertag am 22. März 2021 eröffnet wurde. Jede Wette, dass dann in den sozialen Medien unzählige Handybilder der Ausstellung kursieren werden: Ein Selfie aus dem Inneren eines Wassertropfens, das gab’s noch nie.
Besuchen Sie die Webseite des Senckenberg-MuseumsFlüsse besitzen eine enorme kulturelle Bedeutung.
Seit Anfang 2021 ist Prof. Dr. Klement Tockner Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Als einer der weltweit führenden Wasserökologen ist für ihn die Ausstellung „Flüsse“ von großer Relevanz. Zeigt sie doch, wie stark die Ströme Mensch und Natur beeinflussen.
Herr Prof. Tockner, welche besondere Rolle spielen Flüsse im Ökosystem des weltweiten Wasserkreislaufs?
Flüsse sind die Arterien der Landschaft. Sie verbinden das Land mit dem Meer und kontrollieren somit den globalen Kohlenstoff- und Nährstoffkreislauf. Naturnahe Bäche und Flüsse zählen auchzu den dynamischsten und vielfältigsten Lebensräumen weltweit.
Sie sind damit in ihrer Bedeutung ohne Weiteres vergleichbar mit Korallenriffen und tropischen Regenwäldern. Zugleich sind sie stärker gefährdet als die terrestrischen und marinen Lebensräume:
Ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten aus Fließgewässern sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits für immer verschwunden.
Was soll die Ausstellung „Flüsse“ bei den Besuchern bewirken?
Es geht darum, den immensen Wert der Bäche und Flüsse für die Natur und für uns Menschen zu vermitteln.
Die Flüsse bilden ja auch das kulturelle Rückgrat einer Landschaft, nicht zuletzt entstanden dort alle großen Zivilisationen. Ob am Nil, entlang der Donau, aber eben auch an der Nidda:
Die kulturelle Bedeutung von Fließgewässern ist enorm. Die Erhaltung der Natur ist daher immer auch Schutz der Kultur und der Menschen.
Wie bewerten Sie die Kooperation mit Mainova bei dieser Ausstellung?
Uns verbindet und verpflichtet ein deutliches Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Senckenberg trägt dazu mit seiner Forschung zu einem schonenden Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen bei.
Die Mainova bekennt sich in ihrer Rolle als Wasserversorger ökologische und soziale Verantwortung zu übernehmen.
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