
Mehr grüne Fernwärme für Frankfurt
100 % klimaschonend heizen bis 2040
Die Wärmewende spielt für die Klimaziele Frankfurts eine entscheidende Rolle. Denn über 50 % des Endenergieverbrauchs entfällt in unserer Stadt auf den Wärmesektor. Und bislang verbrennen vorrangig fossile Energieträger wie Gas, Kohle oder Öl, um Wohnungen und Büros zu heizen oder zu kühlen, Wasser auf Wohlfühltemperatur zu erhitzen und Wärme für industrielle Prozesse zu erzeugen. Noch. Denn Mainova treibt in Frankfurt die Wärmewende mit zahlreichen Maßnahmen voran, um die Stadt bis 2040 mit klimaneutraler Energie zu versorgen.
Effiziente Fernwärme als zentraler Hebel
Aktuell beziehen 75 % der Frankfurter ihre Wärme aus dezentralen Heizungen im Keller oder auf der Etage ihrer Wohngebäude. Die meisten Geräte nutzen Gas oder Öl, nur wenige arbeiten mit Strom. Das restliche Viertel der Stadt heizt heute schon mit unserer Fernwärme, die zurzeit durch ein rund 310 Kilometer langes Netz strömt. Sehr effizient und klimaschonend. Denn 25 % unserer Fernwärme sind bereits heute CO2-neutral. Sie stammen aus dem Müllheizkraftwerk in der Nordweststadt, das wir gemeinsam mit der FES betreiben. Außerdem entsteht Fernwärme mittels sogenannter Kraft-Wärme-Kopplung in den hocheffizienten Kraftwerken von Mainova. Dabei produzieren wir gleichzeitig Wärme und Strom und nutzen so den eingesetzten Brennstoff bis zu über 90 % aus. Zum Vergleich: Bei konventionellen Kraftwerken gehen 40 bis 60 % des Energieträgers verloren.
Kräftiger Ausbau des Netzes steht an

Bereits in den vergangenen 20 Jahren ist das Mainova-Fernwärmenetz in Frankfurt um rund 100 Kilometer gewachsen. Aktuell beliefern wir neben zigtausenden Haushalten auch zahlreiche Einrichtungen wie den Flughafen, die Messe, die Europäische Zentralbank, die Universitätsklinik und die Goethe-Universität. Künftig sollen noch mehr Verbraucherinnen und Verbraucher von der umweltschonenden Fernwärme profitieren. Deshalb bauen wir unser Netz bis 2040 um 450 Kilometer aus.
Die Bauarbeiten laufen bereits auf Hochtouren. Zum Beispiel in der Innenstadt, an der Adickesallee, in der Gutleutstraße oder rund um die Goethe-Universität. Bald folgen weitere Standorte wie die Bockenheimer Landstraße, rund um den Zoo und in Sachsenhausen.
Hinzu kommen rund 60 sogenannte städtische Ankerkunden – vorrangig Schulen – die wir bis 2030 an die Fernwärme anschließen. Die Liegenschaften sind über das Innenstadtgebiet verteilt. Entlang der dafür entstehenden Trassen sollen weitere Straßenzüge und Anlieger folgen. Gleichzeitig möchten wir in Gebieten, in denen Fernwärme bereits verfügbar ist, mehr Häuser ans Netz anschließen.
Vier Fragen an...

Jonas Widzgowski, Grundsatzplaner mit dem Schwerpunkt Koordination und Projektentwicklung erneuerbare Wärmeerzeugungstechnologie
Er ist Teil des Teams „Grundsatzplanung und Innovationen“ bei Mainova und sorgt mit dafür, dass die Fernwärme in Frankfurt bis 2040 klimaneutral wird.
Die gute Botschaft vorneweg: Es gibt ausreichend Potenziale in Frankfurt für ein grünes Fernwärmesystem und wir starten nicht bei null. So nutzen wir die Wärme aus dem Müllheizkraftwerk, die in Frankfurt bereits 25 % der Fernwärme klimaneutral bereitstellt. Hinzu kommt künftig Wasserstoff – sobald verfügbar – in unserem Heizkraftwerk West. Außerdem planen wir, das Biomassekraftwerk Fechenheim an die Fernwärme anzuschließen und prüfen die Verfügbarkeit von Geothermie.
Vor allem aber sehen wir große Potenziale für die Nutzung von Abwärme als flexiblen Baustein einer künftigen klimaneutralen Wärmeversorgung. Das heißt, dass wir mehr Quellen anschließen können, wenn aufgrund des Fernwärmeausbaus mehr Leistung benötigt wird.
Die Rechenzentren sind eine wichtige Wärmequelle, deren Nutzung wir auch weiter ausbauen werden. Darüber hinaus kann beispielsweise die Abwärme aus Industrieprozessen erschlossen werden. Dafür bietet sich in Frankfurt der Industriepark Höchst an, wo Abwärme zum Teil mit bis zu 80 Grad Celsius anfällt. Wir haben bereits gemeinsam die Machbarkeit untersucht, jetzt sollen konkrete Planungen folgen.
Auch wollen wir die Wärme aus dem Abwasser der Kläranlage in Niederrad nutzen, das am Ende der Reinigungsstufe zurück in den Main geführt wird. Dieses Abwasser weist ganzjährig eine relativ konstante Temperatur auf, die gerade im Winter deutlich über der Flusstemperatur liegt.
Flüsse selbst sind als Abwärmequelle grundsätzlich auch interessant. In Frankfurt haben wir voraussichtlich aber genügend andere Abwärmequellen auf besserem, also höherem Temperaturniveau.
Grundsätzlich gilt für alle Abwärmequellen: Um sie zu Heizzwecken zu nutzen, braucht man eine Wärmepumpe. Diese ist in der Lage, die Wärme von einem fast beliebigen Temperaturniveau unter Einsatz von elektrischer Energie auf das gewünschte Niveau anzuheben.
Damit haben wir aber auch die Herausforderung, dass wir für jede Wärmepumpe die notwendigen Kapazitäten im Stromnetz brauchen. Dabei reden wir von Großwärmepumpen mit zweistelligen Megawatt Leistung. Auch deswegen ist unser Stromnetzausbau so wichtig.
Bei der Geothermie stehen wir in den Startlöchern für ein umfangreiches, sogenanntes Aufsuchungsprogramm. Theoretisch sind die Potenziale groß. Wir reden für die Fernwärme aber von Geothermie in mehr als 3 Kilometern Tiefe – also ein komplett anderer Ansatz als die oberflächennahe Geothermie, die schon sehr verbreitet ist. Es wird noch etwas Zeit benötigen, bis wir eine fundierte Aussage darüber treffen können, ob sich Tiefengeothermie für die Fernwärme in Frankfurt eignet und vor allem, ob sie kostenmäßig darstellbar sein wird.
So machen wir die Fernwärme immer klimaschonender
Schon seit einigen Jahren arbeiten wir mit Hochdruck daran, den CO2-Ausstoß unserer Fernwärme zu verringern. Bereits 2017 ging unser Fernwärmeverbund an den Start. Dabei schlossen wir unsere modernisierten Kraftwerke über eine 13,5 Kilometer lange Leitung zusammen, um sie flexibler zu betreiben und damit die Auslastung zu verbessern. Das spart 100.000 Tonnen CO2 im Jahr. Im nächsten Schritt steht der Kohleausstieg an unserem Heizkraftwerk West an – 12 Jahre eher als von der Bundesregierung für Deutschland vorgesehen. Bereits seit über 2 Jahren laufen die Bauarbeiten am Kraftwerksstandort an der Gutleutstraße auf Hochtouren, um das neue, wasserstofffähige Gaskraftwerk zur Heizperiode 2026/27 in Betrieb zu nehmen. Allein durch den Kohleausstieg reduzieren sich die CO2-Emissionen um jährlich 400.000 Tonnen. Das entspricht ungefähr dem jährlichen deutschen Pro-Kopf-Ausstoß von 34.500 Personen.
Quellen grüner Fernwärme

Erneuerbare Energien für grüne Fernwärme

Damit wir unser Ziel der klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2040 erreichen, haben wir einen sogenannten Transformationsplan für die Fernwärme entwickelt – unterstützt mit Mitteln aus der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Dieser Masterplan ist auch ein wichtiger Baustein der kommunalen Wärmeplanung Frankfurts, die wir zusammen mit anderen Partnern für die Stadt erarbeiten. Denn der Gesetzgeber fordert, dass Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern bis Ende Juni 2026 eine zukunftsweisende Strategie für eine klimaneutrale Wärmeversorgung entwickeln.
Unsere Fernwärme soll im Jahr 2040 mehr als 40 % des Frankfurter Wärmebedarfs decken. Im klimaneutralen Wärmesystem der Zukunft werden dann verschiedene Erzeugungstechnologien und erneuerbare Energien eine stetig wachsende Rolle spielen. Dazu gehört – neben biogenem Müll und Biomasse – insbesondere Umwelt- und Abwärme aus Rechenzentren und Industrie. Außerdem sollen Wasserstoff und Tiefengeothermie den künftigen Wärmemix erweitern. Auch Power-to-Heat, also die Umwandlung von überschüssigem Strom in Wärme, könnte verstärkt zum Einsatz kommen.
Häufige Fragen zur Fernwärme
Für den wirtschaftlichen Betrieb der künftig klimaneutralen Fernwärmeversorgung braucht es eine hohe Zahl an Abnehmern. Wer sich – überall dort, wo bereits Fernwärme verfügbar ist oder in Zukunft verfügbar sein wird – für den Anschluss entscheidet, profitiert von praktischen Vorteilen:
- Zukunftssicherheit: Aufgrund der positiven Umwelteigenschaften erfüllt der Anschluss ans Fernwärmenetz schon heute die gesetzlichen Klimaschutzanforderungen. Fernwärme-Kunden müssen sich also auch zukünftig keine Gedanken über die gesetzlich vorgesehene Dekarbonisierung ihrer eigenen Wärmeversorgung machen – darum kümmert sich Mainova.
- Hohe Zuverlässigkeit: Fernwärme ist technisch seit Jahrzehnten erprobt und bietet eine hohe Versorgungssicherheit.
- Geringer Platzbedarf und großer Komfort: Nutzer von Fernwärme benötigen keine eigenen Heizkessel oder Brennstoffe. Im Keller befindet sich lediglich eine kompakte Übergabestation.
- Niedriger Wartungsaufwand: Ohne Heizanlage entfallen die Kosten für Wartungs- und Nebenkosten. Das betrifft auch den Schornsteinfeger.
Auch nach dem Ausbau des Fernwärmenetzes bis 2040 benötigen zahlreiche Menschen in Frankfurt alternative klimaschonende Wärmeerzeuger, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Dazu gehören:
- Elektrische Wärmepumpe mit Ökostrom
- Gas-Hybrid-Systeme (Wärmepumpe kombiniert mit Gas-Brennwertkessel für besonders kalte Tage)
- Elektroheizung mit Ökostrom
- Biomasse-Pellet-Heizung
Bei der Auswahl unterstützten wir unsere Kundinnen und Kunden mit kompetenter Beratung und passenden klimafreundlichen Lösungen wie zum Beispiel dem Komplettpaket für Wärmepumpen.
Die Transformation in eine klimaneutrale Energieversorgung Frankfurts führt zu hohen Kosten durch den Ausbau der Leitungsinfrastruktur und den Umbau der Erzeugungsanlagen für den Einsatz umweltschonender Brennstoffe und Wärmequellen. Dennoch darf die Energiewende Menschen und Unternehmen nicht überfordern. Daher führen wir den Umbau bedarfsgerecht und so effizient wie möglich durch. Neben unseren Investitionen bemühen wir uns auch um öffentliche Fördergelder.
Die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung insgesamt – unabhängig davon, ob diese durch Fernwärme oder auf anderen Wegen erfolgt – ist mit hohen Investitionen in die Energieinfrastruktur verbunden. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Energiepreise in Deutschland auch weiterhin auf einem hohen Niveau liegen werden. Wie sich der Fernwärmepreis zusammensetzt und welche Kosten für einen Fernwärmeanschluss anfallen, erfahren Sie auf unserer allgemeinen Fernwärmeseite.