
Mehr Energie für Frankfurt
Der Verbrauch steigt ständig
Der Energiehunger der Bankenmetropole mit internationalem Flughafen und dem weltweit größten Internetknoten ist immens. Frankfurt verbraucht rund 1 % der elektrischen Energie, die in ganz Deutschland benötigt wird. Insgesamt 6,1 Terawattstunden an Strom landeten im Jahr 2023 bei privaten und gewerblichen Nutzern – also mehr als 6 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Und es wird immer mehr. Der Verbrauch stieg in den vergangenen 10 Jahren um mehr als ein Viertel. Die größten Energieverbraucher sind inzwischen die Rechenzentren. Sie haben mittlerweile sogar den Flughafen überholt.
Zudem wird auf dem Weg Frankfurts zur Klimaneutralität der Strombedarf ständig steigen. Mit mehr E-Fahrzeugen und mehr Wärmepumpen schreitet die Elektrifizierung des Mobilitäts- und Wärmesektors weiter voran.
Dieser Strom muss irgendwo herkommen. Zwar wächst der Anteil von Elektrizität aus dezentralen Erzeugungsanlagen in der Stadt, der überwiegende Anteil kommt jedoch aus dem Übertragungsnetz, fließt über die Hoch- und Mittelspannungsebene des Verteilnetzes und schlussendlich zu den Endverbrauchern. Weil aber immer mehr Strom durch die Netze geleitet wird und aufgrund der dezentralen Erzeugung zum Teil auch noch „Gegenverkehr" herrscht, müssen die Netze ausgebaut werden.
Von Streaming bis Wärmepumpe: Die Stromnachfrage klettert immer weiter

Ein Vorort von Frankfurt an einem Winterabend in gar nicht allzu ferner Zukunft: Die Temperatur fällt unter den Grenzwert, in der ganzen Straße springen die Wärmepumpen an. Gleichzeitig kommen die Pendlerinnen und Pendler nach Hause und schließen ihre Elektroautos zum Laden an die Wallbox, bevor sie im Haus kochen, die Waschmaschine anstellen und fernsehen oder streamen.
Stromheizungen decken aktuell erst weniger als 1 % des Wärmebedarfs in Frankfurt. Aber ihr Anteil wird deutlich wachsen. In privaten Haushalten, aber auch im größeren Maßstab für Nahwärmenetze und um die Fernwärme zu vergrünen.
Stark zugenommen hat in den vergangenen Jahren auch die Zahl der Elektroautos in Frankfurt: Über 50.000 sind hier inzwischen zugelassen. Dazu kommen die E-Autos der Pendlerinnen und Pendler. Auch dafür stieg der Strombedarf in den vergangenen 15 Jahren kräftig.
Im Haushalt selbst hat sich der Anteil von Kühl- und Gefriergeräten am Stromverbrauch in den vergangenen 20 Jahren nahezu halbiert. Heute sind es nur 11 %. Fast verdoppelt hat sich dagegen der Stromhunger der Informations- und Kommunikationstechnik – also TV, Computer, Spielkonsole, Telefon, Internet und so weiter. Sie macht inzwischen mit über 27 % den größten Anteil am Stromverbrauch im Haushalt aus.
Die Netze haben zu tun, die Mengen an Strom heranzuschaffen. Vor allem in den Abendstunden, wenn die Menschen zu Hause sind. Noch am Mittag war es andersherum: Die Netze mussten einen Stromüberschuss von den Photovoltaikanlagen auf den Dächern abtransportieren. Dieses Hin und Her immer größerer Strommengen bedeutet Stress für das Netz.
Die Netze müssen mitwachsen
Stromnetze funktionieren heute nicht mehr wie die Adern in einem Blatt, die Wasser vom Stängel in die Spitzen transportieren. Oder eben Strom vom Kraftwerk zur Glühlampe. PV-Anlagen auf den Dächern speisen vielerorts ins lokale Verteilnetz ein. Abends dreht sich der Stromfluss um. Dazu kommt der wachsende Strombedarf der Haushalte, der Industrie und des Gewerbes.

Der Strombedarf Frankfurts wird in den kommenden Jahren stark wachsen.
Damit die Menschen in Frankfurt auch in Zukunft auf eine sichere Versorgung mit Elektrizität vertrauen können, müssen die Stromnetze ertüchtigt werden. Die Digitalisierung wird auch hier einen Beitrag leisten, etwa in Form von digitalen Ortsnetzstationen, smarten Stromzählern und mehr. Aber es geht in unserer Metropole vor allem auch um die Hardware: um zusätzliche und modernisierte Umspannwerke, um bestehende Kabel, die erneuert werden müssen, und um Leitungen, die durch leistungsfähigere Stränge zu ersetzen sind. Insgesamt gilt es, die heutige Kapazität um 100 % und mehr zu steigern. Und das heißt nichts anderes als: Das bestehende Frankfurter Netz muss einmal komplett dazugebaut, also verdoppelt werden.
Drei Fragen an …

Manuel Marenk, Projektleiter bei der NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH
Er ist Projektleiter für die sogenannte Ostspange im Frankfurter Osten und damit zuständig für den Ausbau sowie die Verstärkung des regionalen Hochspannungsnetzes.
Wir befinden uns mitten in einem umfangreichen Ausbau unseres Stromnetzes, um den steigenden Energiebedarf zu decken. In Zusammenarbeit mit dem Übertragungsnetzbetreiber verdoppeln wir im Frankfurter Osten die Einspeiseleistung an einem der wichtigsten Übergabepunkte Frankfurts. Dieser Knotenpunkt war in den 2000er-Jahren noch in der Lage, den gesamten Strombedarf der Stadt bei Spitzenlast abzudecken. Das funktioniert heute längst nicht mehr.
Unser Ziel ist es, die Versorgungssicherheit auch bei steigendem Bedarf und möglichen Ausfällen zu gewährleisten. Die zusätzliche Leistung wird über die Ostspange weiter in Richtung Innenstadt geführt. Das Projekt Ostspange ist ein wichtiger Teil unseres Konzepts zur Zukunftssicherung der Stromversorgung Frankfurts.
Wir bauen im Frankfurter Osten eine 8,5 Kilometer lange Kabeltrasse von Norden nach Süden. Diese bringt in zwei Bauabschnitten die Leistung von Seckbach über den Riederwald bis in das Ostend. Wir kreuzen dabei Infrastrukturprojekte wie den Riederwald-Tunnel und die Nordmainische S-Bahn. Hier sind wir in regelmäßiger Abstimmung mit den Kollegen von Autobahn und DB, da wir diese Projekte nur mit Spezialtiefbau und akkurater Planung kreuzen können. Zudem stehen wir in engem Austausch mit der Baukoordination der Stadt Frankfurt, um sicherzustellen, dass alle Projekte in der Region reibungslos abgewickelt werden und der Verkehr weiterfließen kann.
Um die Übersicht zu behalten, verlasse ich mich auf eine gute Struktur und mein Team. Wir brechen das Projekt in kleinere, handhabbare Aufgaben herunter. So schaffen wir es, alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Wir sind ein gutes und eingespieltes Team und ich bin zuversichtlich, dass wir jede Schwierigkeit im Projekt erfolgreich bewältigen werden.
„Mein Name ist Manuel Marenk und ich mache Stau." Mit diesen Worten stelle ich mich schon mal bei Veranstaltungen vor. Natürlich bin ich auch manchmal von Baustellen genervt. Aber man muss Folgendes bedenken: In anderen Teilen der Welt hängt gerne mal ein Kabelgewirr über dem Kopf. In Frankfurt ist der Großteil der Infrastruktur ordentlich unterirdisch verlegt. Das heißt aber auch: Bei Arbeiten muss man graben. Und das verursacht temporäre Einschränkungen.
Oft fallen Fahrbahnen und Parkplätze oder Geh- und Radwege weg, manchmal sind ganze Straßenzüge und damit Einfahrten gesperrt. Trotzdem müssen Not- und Rettungswege offengehalten und der Müll abgeholt werden. Wir sind uns bewusst, dass wir stören. Aber wir hoffen auf das Verständnis der Anliegerinnen und Anlieger und erarbeiten, wenn möglich, individuelle Lösungen auch in Einzelfällen.
Unser Ziel ist es, die Bauzeiten so kurz wie möglich und die Unannehmlichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger so gering wie möglich zu halten. Wir informieren umfassend über die Maßnahmen durch Besuche in Ortsbeiräten, Pressemitteilungen, Baustellenschilder und direkte Anwohnerkommunikation. Für Fragen und Anliegen haben wir eine spezielle Projekt-E-Mail-Adresse eingerichtet:
Hier wird kräftig angepackt
Ein rund 4 Kilometer langer Abschnitt der 8,5 Kilometer langen Ostspange ist seit Anfang 2024 in Bau. Sie verbindet zwei Umspannwerke und führt unter anderem von der Kreuzung Voltenseestraße und Vilbeler Landstraße entlang der Vilbeler Landstraße bis zur Casimirstraße in Bergen-Enkheim. Gebaut wird in verschiedenen Abschnitten bis voraussichtlich Frühjahr 2027.

Die NRM baut außerdem seit Anfang 2024 in Griesheim eine neue 110-kV-Hochspannungsverbindung zwischen zwei Umspannwerken. Die Trasse führt unter anderem entlang der Erzberger- und der Lärchenstraße. Sie unterquert dabei Bahngleise in der Nähe der ehemaligen Omega-Brücke. Die Maßnahme soll im Sommer 2025 abgeschlossen sein.
Häufige Fragen
Der Strombedarf in Frankfurt am Main wird sich bis in die 2030er-Jahre verdoppeln. Das liegt an der Energie- und Wärmewende, an der Digitalisierung, am Bevölkerungswachstum und an der Elektromobilität. Das macht einen umfangreichen Ausbau der Netze erforderlich.
Das Elektron, das aus der Steckdose kommt, ist nicht dasselbe, welches ins Stromnetz eingespeist wurde. Eine Zuordnung ist physikalisch nicht möglich. Bei einem See entspricht die Menge Wasser, die herausfließt, derjenigen, die in den See gelangt. Genauso ist es beim Ökostrom: Je mehr Ökostrom ins Netz kommt, umso grüner ist der Strom aus der heimischen Steckdose. Das können Verbraucherinnen und Verbraucher auch durch die Wahl eines echten Ökostromtarifs beeinflussen.
Wenn eine Überlastung des Stromnetzes droht, dürfen Netzbetreiber den Strombezug von neuen, steuerbaren Wärmepumpen oder Ladestationen zeitweise begrenzen – in Ausnahmefällen und gegen eine Ermäßigung. Und auch nur auf eine Mindestleistung von 4,2 Kilowatt. Damit können Wärmepumpen weiterbetrieben und E-Autos in aller Regel in 2 Stunden für 50 Kilometer Reichweite nachgeladen werden.
Nein, die Meldung beim Netzbetreiber vor der Installation einer Balkonsolaranlage ist im Jahr 2024 entfallen. Auch die Anmeldung beim Marktstammdatenregister (Bundesnetzagentur) ist stark vereinfacht. Neben ihren persönlichen Daten müssen Betreiberinnen und Betreiber nur noch fünf Angaben zu dem Balkonkraftwerk eintragen. Vorher waren es rund 20.
Dunkelflaute wird eine Wetterlage genannt, bei der über Stunden oder Tage nur sehr wenig Wind für den Betrieb von Windkraftanlagen weht und PV-Anlagen wegen fehlender Sonneneinstrahlung kaum Strom erzeugen können. Das kommt im Jahr immer wieder vor. In einem solchen Fall springen Reservekraftwerke an, die die Stromversorgung sichern.