Energetische Sanierung im Bestand – Teil 3: Photovoltaik und kommunale Wärmeplanung
31.03.2025
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Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, ein Klimagerät mit Heizoption an der Wand, die kommunale Wärmeplanung im Blick: Teil 3 unserer Serie zur Energiewende im Altbau bringt viele News. Und einige Schmerzen.
Erstellt von Mainova Redaktion

Freut euch auf folgende Themen:
Am Ende eines langen Wegs leuchtet eine blaue Diode. Neben der Beschriftung SOL auf dem Wechselrichter im Heizungskeller zeigt sie an: Es wird erfolgreich Sonnenstrom produziert. Für unseren ehemaligen Kollegen Jürgen Mai ist dies ein gutes Gefühl und hilft dabei, die „Irrungen und Wirrungen der vergangenen Monate abzuhaken“. Im dritten und letzten Teil seines Erfahrungsberichts beschreibt er die Installation der Photovoltaikanlage auf dem Dach seines Einfamilienhauses von 1979 – und die nächsten Schritte bei der Wärmeversorgung. Zentrale Punkte im Rahmen der energetischen Sanierung … Viel Spaß beim Lesen!
Die Photovoltaikanlage kommt aufs Dach
Fangen wir vorne an: In Teil 2 unserer Serie zur energetischen Sanierung haben wir beschrieben, anhand welcher Kriterien wir die Entscheidung für eine Solarfirma getroffen haben. Kurz vor Weihnachten 2023 unterschreiben wir den Vertrag für eine Anlage mit 7,74 kWp Leistung. Im Februar beginnen die Arbeiten und wir haben den Eindruck, mit dem sehr erfahrenen mittelständischen Solarteur aus der Region die richtige Wahl getroffen zu haben. Die Absprachen mit dem Vertriebler werden alle eingehalten. Der Elektriker arbeitet zuverlässig und führt auch die vereinbarte Zusatzleistung, die Modernisierung eines Unterverteilers, zu unserer Zufriedenheit aus. Und der Trupp für die Montage der PV-Module auf dem Dach ist ebenfalls auf Zack. Ende März 2024 sind diese Teilschritte abgeschlossen. Jetzt fehlt „nur“ noch der neue Zähler. Dieser ist nötig, um die Strommengen zu messen, die wir ins Netz einspeisen.
Energetische Sanierung im Bestand – Teil 2: Strom und Wärme
Fünf Tipps für den Bau einer Photovoltaikanlage
Bis der neue Zähler montiert und die Anlage offiziell in Betrieb genommen ist, vergehen ziemlich genau 5 Monate. Aus anderen Erfahrungsberichten in diversen Foren wissen wir um die langen Wartezeiten. Aber 5 Monate? Was uns irritiert und was wir auch im Nachgang nicht final klären konnten, sind die nicht klar kommunizierten Zuständigkeiten (z. B. wer den neuen Zähler installieren darf) und die stets neuen Details, die den Fortschritt beeinträchtigen (etwa eine fehlende Platinenplatte). Das zehrt an den Nerven. Auf Details möchten wir an dieser Stelle verzichten – schließlich ist unsere Photovoltaikanlage nur eine von mehr als 1 Mio. Solaranlagen, die 2024 auf deutschen Dächern neu installiert wurden. Vielleicht hatten wir einfach Pech und es war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Stattdessen gießen wir unsere Erfahrungen in fünf Tipps:
- Bleibt immer auf dem aktuellen Stand: Auch wenn zwischendurch alles gut aussieht und Meilensteine erfolgreich absolviert wurden – fragt regelmäßig nach, was der nächste Schritt ist und welcher Akteur (der Netzbetreiber, die Solarfirma oder ihr selbst) dafür verantwortlich ist.
- Klärt die Zuständigkeiten: Je nach Netzgebiet gibt es unterschiedliche Regelungen, ob die Solarfirma einen neuen Zähler setzen darf oder ob dies durch den Netzbetreiber selbst erfolgen muss. Die Antwort, wer den Zählertausch vornehmen darf, kann auch davon abhängen, ob in eurem Zählerschrank bereits eine moderne Messeinrichtung verbaut ist oder nicht.
- Seid hartnäckig: Ein vor Ort unterschriebenes Inbetriebnahmeprotokoll ist richtig und wichtig, ersetzt aber nicht eine umfängliche Dokumentation der Anlage, die bei Service- und Wartungsfällen in einigen Jahren gute Dienste leisten wird.
- Beachtet Abhängigkeiten: Wenn euch für den Wechselrichter verschiedene Hersteller angeboten werden, klärt mit eurem Solarteur, ob er bei allen Optionen über die gleiche Kompetenz in puncto Inbetriebnahme und Service verfügt.
- Recherchiert nach Finanzierungsmöglichkeiten: Auch wenn Photovoltaikanlagen in den großen, deutschlandweiten Fördertöpfen derzeit keine Rolle spielen, gibt es vielleicht Möglichkeiten auf Landesebene oder sogar in eurer eigenen Kommune. Wir haben zum Beispiel ein Förderprogramm der WI-Bank entdeckt und dort einen Teilkredit für die Anlage mit einem überaus moderaten Zinssatz von 2 % aufgenommen.
Erste Zahlen zu Verbrauch und Produktion
Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition für 20 bis 30 Jahre. Insofern ist eine langfristige Betrachtung der produzierten Strommenge und den Auswirkungen auf den Verbrauch am sinnvollsten. Wir möchten ein paar Eindrücke aus den ersten Monaten mit unserer 7,74-kWp-Anlage mit euch teilen. Unser täglicher Verbrauch sinkt teilweise auf 2 kWh pro Tag. Ins Netz eingespeist haben wir von Mitte Juli bis Mitte Dezember vergangenen Jahres rund 1.450 kWh Strom. Wir verstehen schnell, wie wir Verbräuche problemlos in die Sonnenstunden verschieben können, zum Beispiel laufen Waschmaschine und Geschirrspüler nur noch tagsüber. Und wir sind happy zu sehen, dass wir auch an Tagen mit wenig Sonne durchaus Strom produzieren, die versprochene „Schwachlichttauglichkeit“ der Module also funktioniert. Wermutstropfen für uns: All diese Informationen stammen aus dem regelmäßigem Gang zu unserem Stromzähler. Denn die Übertragung der Produktionsmengen auf eine App funktioniert nach wie vor nicht.
Und die Wärme? Klimaanalage trifft Wärmeplanung
Auch bei der Wärmeversorgung unseres Hauses gehen wir die nächsten Schritte. Wir informieren uns über Wärmepumpen und haben einen Vor-Ort-Termin mit einem Anlagenbauer. Jedoch überwiegt bei uns das Gefühl, dass unsere Einrohr-Heizung noch zu viele Fragezeichen aufwirft. So trifft zum Beispiel der „WärmepumpenCheck“ des Portals co2online die Aussage: „Einrohrheizungen sind für Wärmepumpen nicht geeignet.“ Das „Wissensportal Wärmepumpe“ von Energiesparkommissar Carsten Herbert sagt zwar auch, dass Einrohrheizungen der „natürliche Feind“ der Wärmepumpen, bei gut justierter Vorlauftemperatur (mehr als 55 °C) und Häusern mit gutem Wärmeschutz jedoch machbar seien. Wir beschließen daher zu warten und weiter zu recherchieren.
Unser persönliches Forschungsprojekt: ein Klimagerät zum Heizen
Bis es so weit ist, verfolgen wir zwei weitere Teilprojekte. Eins davon ist bereits abgeschlossen. In unserem Erdgeschoss läuft seit den Sommermonaten ein Klimagerät. Dieses sorgt bei heißen Temperaturen für angenehme Kühlung, der Stromverbrauch wird nahezu vollständig von der Photovoltaikanlage gedeckt. Das Klimagerät kann aber noch mehr: Es stellt uns im Winter eine zusätzliche Heizoption bereit, da es sich letztendlich um eine Luft-Luft-Wärmepumpe handelt. Wir haben daher unser Gerät so dimensioniert, dass das Erdgeschoss damit geheizt werden kann. Natürlich gibt es Vorbehalte und Fragezeichen: Wie fühlt sich warme Luft aus einer Klimaanlage an? Läuft das Gerät auch bei, wenn auch seltenen, knackig kalten Außentemperaturen? Unsere ersten Erfahrungen sind positiv, vor allem für die Übergangsmonate.
Unser persönliches Rechercheprojekt: die kommunale Wärmeplanung

Unser zweites Teilprojekt betrifft die kommunale Wärmeplanung. Wir wohnen in Hattersheim, einer Kommune mit drei Stadtteilen im Main-Taunus-Kreis vor den Toren Frankfurts. Eine Besonderheit dieser Kleinstadt ist die hohe Dichte an Rechenzentren, die ein Lieferant von Abwärme sein können. Daher nehmen wir im Frühjahr an zwei Infoveranstaltungen rund um die Hattersheimer Rechenzentren teil. Bei Fragen zur Abwärmenutzung kündigt der Bürgermeister an, die Stadt plane die Gründung einer gemeinsamen Wärmegesellschaft mit einem Energieversorger. Alle drei Stadtteile würden ein Angebot zur Wärmeversorgung erhalten, wobei unterschiedlichste Energiequellen (Abwärme, Geothermie, Wasser) genutzt würden. Diese Information stimmt uns hoffnungsvoll.
Infos zur kommunalen Wärmeplanung
Allerdings lernen wir durch Besuche von Infoveranstaltungen in den Nachbargemeinden auch: Wärmeplanung ist ein Geduldsspiel, in das man nicht mit zu hohen Erwartungen auf schnelle Antworten einsteigen sollte. Wir werden dieses Thema weiter beobachten, auch wenn es durchaus zäh ist. Aber wir wissen ja von der PV-Anlage: Hartnäckig sein lohnt sich. Wenn ihr euch regelmäßig über das Thema kommunale Wärmeplanung informieren wollt, empfehlen wir euch folgende Infoquellen:
- Den wöchentlichen „Infobrief Wärmeplanung“, den ihr auf LinkedIn oder auf der Webseite energynet.de kostenfrei abonnieren könnt. Dort findet ihr regelmäßig Beispiele und Handlungsempfehlungen quer durch Deutschland.
- Die Videoreihe „Kommunale Wärmewende erklärt“ der dena (Deutsche Energie-Agentur)
Ein weiterer Tipp: Recherchiert, ob es in eurer Kommune einen Ansprechpartner, zum Beispiel einen Klimaschutzmanager oder eine Klimaschutzmanagerin, für das Thema gibt und versucht, dort Informationen zum Zeithorizont in Erfahrung zu bringen.
Die Wärmewende in Frankfurt
Die kommunale Wärmeplanung ist natürlich auch ein großes Thema in Frankfurt. Sogenannte Wärmepläne werden über die künftige Infrastruktur vor Ort informieren. Wir sind im Wärmesektor gut aufgestellt. Mit über 300 km Länge deckt das Wärmenetz bereits heute große Teile der Innenstadt und weiterer Zentren nördlich und südlich des Mains ab. In den kommenden Jahren werden wir konsequent auf erneuerbare Wärme umstellen und gleichzeitig das Fernwärmenetz ausbauen. Weitere Informationen rund um eine zukunftssichere Energieversorgung, nachhaltige Solarstromerzeugung, Energiesparen und mehr bekommt ihr immer hier im Blog, auf unseren Social-Media-Kanälen und im Mainova Podcast.